Das Land hat ein umfassendes Pflegeausbildungspaket vorgelegt, um dem Mangel an Pflegekräften entgegenzuwirken. Um die Pflegeausbildung attraktiver zu machen, zahlt man allen Auszubildenden eine monatliche Prämie von 450 Euro. Außerdem wird das Schulgeld übernommen. Die Caritas sieht noch offene Fragen.
Die demografische Entwicklung, die geänderten Arbeitszeiten und die steigenden Belastungen machen die Pflegesituation von Jahr zu Jahr herausfordernder. Die Pandemie habe die Situation in den vergangenen zwei Jahren weiter verschärft. Daher müssen jetzt neue Anreize, erstmals auch in finanzieller Form, geschaffen werden, sagt Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ).
Land zahlt 450 Euro pro Monat und Schulgeld
Das Land zahlt allen Auszubildenden mit Start des nächsten Unterrichtsjahres eine monatliche Prämie von 450 Euro. Das gilt für alle drei Ausbildungsformen: Für die Pflegeassistenz mit einer Ausbildungsdauer von einem Jahr, die zweijährige Ausbildung im Bereich der Pflegefachassistenz und die dreijährige Fachhochschulausbildung für diplomiertes Pflegepersonal.
Zudem wird das Land das Schulgeld bzw. den Kursbeitrag für Schülerinnen und Schüler in den Caritas- und Diakonieschulen sowie an der Schule für Gesundheits- und Krankenpflege (GuK) übernehmen, so Prettner. Der Bezug der Prämie soll auch ein Anreiz dafür sein, die Absolventen für eine Beschäftigung in Kärnten zu halten.
Anstellungssystem soll künftig Prämie ersetzen
Das Land will außerdem – als Vorreiter in Österreich – ein Anstellungssystem von künftigen Pflegefachassistenten bereits während der zweijährigen Ausbildungszeit einführen. Das sei laut Prettner allerdings mit rechtlichen Stolpersteinen und mehreren Gesetzesänderungen verbunden. Wenn diese offenen Fragen bis September geklärt werden können, werde das Anstellungssystem in der Pflegefachassistenz, anstelle der Prämie, schon mit Beginn des nächsten Schuljahres umgesetzt, kündigte Prettner an.
Caritas: offene Fragen
1.200 bis 1.300 Schüler und Schülerinnen sind in Ausbildung bei Caritas und Diakonie. 400 sollten jedes Jahr fertig werden, damit der Bedarf an Pflegekräften gedeckt werden könne, sagte Caritas Direktor Ernst Sandriesser: „Rein rechnerisch beginnen auch jedes Jahr so viele, aber nicht alle schließen die Ausbildung ab. In etwa die Hälfte steigt dann tatsächlich in diesen Beruf ein.“
Das Schulgeld beträgt bisher zwischen 700 und 1.600 Euro pro Jahr. Das Schulgeld alleine sei aber schon bisher kein Hinderungsgrund für Interessierte gewesen, sagt der Caritasdirektor. Es gehe auch darum, welche Rahmenbedingugnen in dem Beruf herrschen und ob er so attraktiv und zumutbar sei, dass ausreichend Menschen motiviert werden können, einzusteigen.
Praktika nach wie vor unbezahlt
Die Schüler und Schülerinnen machen auch unbezahlte Praktika, das sollte ebenfalls geändert werden. In den vergangenen 20 Jahren gelang das laut Sandriesser nicht, weil die Arbeitgeber der Praktikanten die Sozialversicherungskosten nicht übernehmen wollen: „Es gab keine Einigung, vielleicht schaffen wir es jetzt. Die Not ist groß. Wir brauchen unbedingt Kräfte in der Pflege, der Altenfachbetreuung und Behindertenbegleitung.“
Zum Ziel des Landes Kärnten, die Auszubildenden anzustellen, sagte Sandriesser, es müsse geklärt werden, wer die Kosten für die Sozialversicherung übernehme: „Muss das dann die Schule tragen, weil die Betroffenen an der Schule angemeldet sind? Im Hintergrund sind noch einige Details zu klären, die aber ganz wichtig sind.“
Auch Umsteiger sind gefragt
Um den Bedarf an Personal decken zu können werden auch Umsteiger, also Erwachsene, gesucht. Wer finanziert ihren Lebensunterhalt während der Ausbildung? Dafür seien nicht die Schulen zuständig, sagte der Caritasdirektor. Hier zeichne sich noch keine Lösung ab: „Davon sind wir noch weit entfernt, weil man fast eine Einzelfallbetrachtung machen müsste.“ Manche würden schon Unterstützung vom AMS erhalten, andere nicht.
Einstellung von hundert zusätzlichen Kräften bis März
Wird das Schulgeld ab Herbst von der öffentlichen Hand übernommen, dann ist damit auch den Schulträgern Caritas und Diakonie geholfen, denn etwa eine Million Euro kostet der Schulbetrieb allein bei der Caritas pro Jahr. Nach Förderungen und Subventionen bleiben 100.000 an Kosten für die Caritas übrig.
Mit Jahresanfang wurde die Arbeitszeit im Pflegebereich laut Kollektivvertrag von 38 auf 37 Wochenstunden gekürzt. Das ergibt einen Bedarf von hundert zusätzlichen Pflegekräften in den Heimen in Kärnten. Nach einem ausgehandelten Kompromiss müssen diese hundert zusätzlichen Kräfte bis Ende März eingestellt werden.
Pflegenotstand im Klinikum
Am Montag hatte der Betriebsrat des Klinikums Klagenfurt Anzeige bei der Sanitätsbehörde erstattet, weil auf einer Station extremer Mangel an Mitarbeitern bestehe. Es gab diese Woche erste Gespräche mit dem Land und der KABEG-Leitung, Verbesserungen wurden vereinbart – mehr dazu in Erste Gespräche zu Pflegenotstand.