Wie wäscht man sich richtig die Hände, oder: Was ist zu tun, wenn ein Kind hustet oder die Coronavirus-Ampel orange zeigt? Hier könnte eine eigene Schulgesundheitspflege bzw. „School Nurse“ helfen, Lehrer zu entlasten und Kinder und Jugendliche aufzuklären, erklärt Eva Mosar Mischling, Vorsitzende der Österreichischen Liga für Kinder- und Jugendgesundheit. „Sie kann den Sinn der Maßnahmen, die gesetzt werden müssen, kindgerecht vermitteln. Das ist etwas Besonderes, das diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegepersonen mit Spezialisierung können und lernen.“

Jeder sechste Schüler chronisch krank

Abgesehen von der Coronaviruskrise gibt es noch viele andere Aufgaben für Pflegerinnen und Pfleger in Schulen. Allen voran könnten sie sich um chronisch kranke Kinder und Jugendliche kümmern und sie unterstützen. Aktuell ist rund jeder sechste Schüler, jede sechste Schülerin chronisch krank, sie leiden an Asthma, Allergien, Diabetes oder Stoffwechselerkrankungen. Insgesamt sind immer mehr Schüler und Schülerinnen betroffen. „Bei Diabetes z.B. müssen Kinder regelmäßig Blutzucker messen und Insulin injizieren, Kinder haben manchmal auch Probleme im Turnunterricht, weil Sport anstrengend ist und die Dosierung verändert werden muss. Das alles kann eine diplomierte Gesundheits- und Pflegefachkraft mit Spezialisierung in Kinder- und Jugendlichenpflege.“

Aktuell gibt es rund 4.000 Pflegerinnen und Pfleger, die für die Arbeit an Schulen ausgebildet wären, erklärt Mosar Mischling, die selbst Kinderkrankenschwester und Pflegepädagogin ist. Für eine flächendeckende Betreuung aller Schulen brauche es noch mehr. „Im Gesundheits- und Krankenpflegegesetz ist die Schulgesundheitspflege sowie die Community Nurse grundsätzlich verankert. Es könnte ein interessanter, neuer Berufszweig sein, vielleicht als Teilzeitjob eingerichtet.“

Entlastung für Lehrer und Eltern

Ziel wäre es nicht nur, Kinder zu unterstützen, mit ihrer Erkrankung gut umzugehen und für Verständnis bei Lehrern und Mitschülern zu sorgen, sondern auch Eltern zu entlasten, heißt es. Sie müssen notfalls die Pflege auch während der Schulzeit übernehmen, erklärt Mosar Mischling. Einige sehen sich gezwungen, die Kinder immer wieder aus dem Unterricht zu nehmen. „Fehlzeiten sind ein großes Problem. Die WHO und andere Forschungsergebnisse zeigen aber auf, wenn eine School Nurse vorhanden ist, können diese Fehltage massiv reduziert werden. Und das allein ist ja schon ein wichtiger Punkt, warum wir die School Nurse brauchen.“ Wie sehr Kinder und Jugendliche am Unterricht teilnehmen können, beeinflusst nicht nur die Lernleistung, sondern auch, wie sehr sie von ihren Mitschülern integriert werden, erläutert Mosar Mischling.

Abgesehen von Kindern mit chronischen Erkrankungen soll ein Kinderkrankenpfleger bzw. eine Kinderkrankenpflegerin allgemein eine niederschwellige Anlaufstelle und Vertrauensperson für Schülerinnen und Schüler sein und präventiv über Gesundheits- und Hygienefragen aufklären. „Man sieht in Untersuchungen, dass durch eine School Nurse die Gesundheitskompetenz der Kinder und Eltern nachhaltig steigt. Auch die Verbreitung von Krankheiten wird durch sie messbar reduziert.“ Die Pflegerinnen und Pfleger sollen dabei tageweise anwesende Schulärzte nicht ersetzen, sondern ergänzen, betont Eva Mosar Mischling.

Österreich plant keine School Nurses

School Nurses gibt es in anderen Ländern wie etwa in den USA, Großbritannien sowie Frankreich schon lange. Auch in Deutschland hat man vor drei Jahren in Hessen und Brandenburg School Nurses in einem Pilotprojekt eingeführt. Mit positivem Ergebnis, berichtet Mosar Mischling. „Man kann nachlesen, wie alle profitieren: Lehrer und Lehrerinnen, Schüler und Schülerinnen sowie die Eltern.“

In Österreich plane man aktuell nicht, School Nurses einzurichten, heißt es auf Nachfrage beim Bildungsministerium. Hier verweist man auf die Schulärzte sowie auf den Einsatz von schulischen Assistenten.

 

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