Startschuss für „Community Nursing“

Viele ältere Menschen wollen möglichst lange selbstbestimmt in ihrem Zuhause leben. Sogenannte „Community Nurses“ sollen Menschen ab 75 Jahren vorsorglich besuchen und, wenn notwendig, Hilfe vermitteln. In Niederösterreich starten 32 Pilotprojekte.

Die Pflege und wie sie in Zukunft organisiert werden soll, ist eine Frage, auf die die Politik noch keine abschließende Antwort gefunden hat. Ein weiterer Ansatz ist das neue Projekt des „Community Nursings“. Die Seniorinnen und Senioren, die möglichst lange selbstständig zu Hause leben wollen, sollen von Community Nurses unterstützt werden.

Dabei handelt es sich um diplomierte Pflegekräfte, die in den Gemeinden Ansprechpartnerinnen für alle Fragen rund um die Pflege und Betreuung sind. Sie sind mit Haus- und Fachärzten, den mobilen Pflegediensten und den Pflege- und Betreuungszentren vernetzt, kennen bürokratische Hürden und wissen, wie die Pflege am besten organisiert werden kann. Die Pilotprojekte werden mit EU-Geld finanziert und sind kostenlos.

In regelmäßigen Hausbesuchen erheben sie den Bedarf der betroffenen Bevölkerungsgruppe über 75 Jahren. Neben medizinischen Fragen geht es dabei auch um Allgemeines – vom barrierefreien Leben im Haus über regelmäßige Bewegung und den gesellschaftlichen Kontakt bis hin zur Frage, ob die Pandemie Spuren hinterlassen hat. Bei einem Erstgespräch macht sich die „Community Nurse“ ein Bild von den Lebensumständen der betroffenen Personen und kann so bei weiteren Treffen mögliche Risiken frühzeitig erkennen und verringern.

Gesundheitssystem soll entlastet werden

Das Ziel ist, das Gesundheitssystem zu entlasten und etwa Spitalsaufenthalte zu vermeiden. Im Waldviertel haben sich 13 Gemeinden zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen. Beim Projekt „Pflege.fit“ wurden insgesamt zwölf „Community Nurses“ engagiert. Gerade in der Gegend rund um Pölla (Bezirk Zwettl) ist die alternde Bevölkerung eine große Herausforderung.

Denn die Ortschaften sind weit verstreut, so Günther Kröpfl (ÖVP), Bürgermeister von Pölla und Obmann der Arbeitsgemeinschaft, über die Beweggründe der Gemeinden, das Pilotprojekt umzusetzen. „Hier ist es ganz wesentlich, dass jeder und jede dieselben Bedingungen der Versorgung hat, egal in welcher Ortschaft er oder sie sich befindet“, so Kröpfl.

Unterstützung auch für pflegende Angehörige

Hilfe und Unterstützung gibt es aber nicht nur für Seniorinnen und Senioren, auch pflegende Angehörige können sich an die „Community Nurses“ wenden, etwa vor einer Spitalsentlassung eines Angehörigen. „Das ist ein typisches Beispiel. Hier ist die speziell ausgebildete Community Nurse da und berät die Familien, was sie benötigen und wie man es sich im Alltag leichter macht“, so Kröpfl.

Die „Community Nurses“ haben den Überblick über Hilfsmittel und Methoden, so Gerlinde Reif, eine der neuen Community Nurses in der Gegend rund um Pölla: „Bei betreuenden Angehörigen ist es auch möglich, dass man sie anleitet, etwa wie man einen Patienten umbettet, wäscht oder mobilisiert.“

Die Pflege selbst übernehmen die „Community Nurses“ nicht – wenn gewünscht stellen sie aber Kontakte her, etwa zu einem mobilen Pflegedienst aus der Region. Das Ziel des Gesundheitsministeriums ist es, die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung zu stärken. 32 Pilotprojekte werden derzeit in Niederösterreich umgesetzt, sie laufen zunächst bis 2024.